Anleitung zur Generalüberholung einer Klarinette
Tipps für Wartung und Pflege zum Selbermachen

Copyright © 1999 by Olaf Scholz

Vorwort

Die vorliegende Arbeit entstand in der Absicht, die zur Wartung und Pflege einer Klarinette notwendigen Kenntnisse und Arbeitsschritte zusammenzufassen und allgemein zugänglich zu machen.

Viele Klarinettisten haben nach meiner Erfahrung von der Mechanik ihres Instrumentes bzw. deren Wartung und Instandhaltung nur geringe Kenntnis. Schon bei kleinen Problemen müssen sie einen Instrumentenbauer aufsuchen oder sie versuchen, das Problem erst einmal zu ignorieren und so lange wie möglich weiterzuspielen. Dabei kann oft schon die Drehung einer kleinen Schraube an der richtigen Stelle Wunder wirken. Daher habe ich mich entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen und in meiner Arbeit einige wissenswerte praktische Informationen zu diesem Thema herauszuarbeiten.

Es geht mir vor allem darum, ausführlich auf das Thema Wartung und Pflege des Instrumentes einzugehen, und zwar unter dem umfassenden Motto: „Generalüberholung in Eigeninitiative“.

Dieses Vorhaben mutet auf den ersten Blick ziemlich gewagt an. Normalerweise ist die Generalüberholung einer Klarinette etwas für ausgebildete Instrumentenbauer. Daher möchte ich gleich zu Beginn festhalten, dass es sich hierbei nicht um eine Abhandlung unter wissenschaftlichen und professionellen Gesichtspunkten handelt, sondern mehr um einen Erfahrungsbericht, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit erheben kann.

Meine Arbeit richtet sich vielmehr in erster Linie an Studierende und Hobbymusiker, für die oft der Gang zum Instrumentenbauer zeitraubend und mit erheblichem finanziellem Aufwand verbunden ist. Ihnen möchte ich hiermit die Möglichkeit geben, kleinere Mängel und Ungenauigkeiten an ihrem Instrument selbst beseitigen oder verbessern zu können.

Es besteht keineswegs die Absicht, in Konkurrenz zu ausgebildetem und kompetentem Fachpersonal zu treten, das bei größeren Problemen in jedem Fall zu Rate gezogen werden sollte. Da aber gerade diese Fachleute meist einen vollen Terminkalender haben, sind längere Wartezeiten vorprogrammiert und auch die Qualität der Arbeit ist nicht immer so, wie sie sein sollte. Außerdem ist jede Reparatur durch Fachpersonal recht kostspielig, so dass sich vor allem Studenten bei kleineren Problemen den Gang zum Instrumentenbauer zweimal überlegen. Gerade kleinere Störungen aber kann man meiner Erfahrung nach meist selbst beheben, und auch eine komplette Generalüberholung ist mit ein wenig handwerklichem Geschick kein Hexenwerk.

Ich überhole meine Klarinetten seit Jahren selbst und habe dabei wichtige Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln können, die ich nun allgemein zugänglich machen möchte. Das bedeutet keineswegs, dass man so und nicht anders vorgehen muss, wie ich es in den folgenden Seiten darlege. Gerade beim Selbermachen sind oft mangels professioneller Ausstattung Improvisation und Kreativität gefragt und davon wird der interessierte Leser auch in dieser Arbeit einiges finden.

An dieser Stelle möchte ich noch den Personen danken, die mich bei der vorliegenden Arbeit unterstützt haben.

Mein besonderer Dank gilt zunächst meinem Lehrer, Prof. H.-D. Klaus, der sich bereiterklärt hat, mich bei der Erarbeitung des Themas zu betreuen und mir wertvolle Anregungen zum Aufbau der Arbeit gegeben hat.

Weiterer Dank gilt vor allem meinem früheren Klarinettenlehrer Friedolin Greis, dem ich den größten Teil meines praktischen Wissens auf diesem Gebiet zu verdanken habe. Mit Geduld und großem Sachverstand hat er mir die Funktionsweise und die Wartung meiner Klarinette nahegebracht. Ohne das durch seine Unterweisung erworbene Detailwissen wäre ich wohl kaum in der Lage gewesen, diese Arbeit zu verfassen.

Einleitung

Jeder Klarinettist, ob im Amateur- oder Profibereich, ist darauf angewiesen, ein einwandfrei funktionierendes Instrument in der Hand zu haben, sonst kann er trotz guter Vorbereitung keine optimalen Leistungen erzielen. Damit dies gewährleistet ist, muss jedes Instrument von Zeit zu Zeit (je nach Häufigkeit der Benutzung) überholt, das heißt auseinandergebaut, gereinigt und neu eingestellt werden. Hierbei werden die Substanzen entfernt, die sich im Laufe der Zeit in Bohrung und Tonlöchern abgelagert haben. Sie wirken sich ungünstig auf die Intonation aus und können außerdem zu vermehrtem Tonloch-Rauschen führen. Ausgehärtete und eventuell undichte Polster werden ausgetauscht und die Dämpfungskorken gewechselt. Des Weiteren wird die Mechanik gereinigt und neu geölt, um möglichst geringe Klappengräusche und einwandfreie, geschmeidige Technik zu gewährleisten.

Sicher kennen die meisten Klarinettisten die Situation, dass einige Tage vor einem wichtigen Auftritt ihre Klarinette plötzlich irgendwo undicht ist oder störende Klappengräusche von sich gibt. In einem solchen Fall ist zuallererst Ursachenforschung gefragt. Es stellt sich die Frage: Deckt vielleicht eine Klappe nicht? Ist der Kork zu dick oder zu dünn oder etwa gar abgefallen? Hat sich ein Polster verzogen oder ist es ausgehärtet und dichtet deswegen nicht mehr richtig?

Damit der Klarinettist einer solchen Situation nicht hilflos ausgeliefert ist, empfiehlt sich ein gewisses Grundwissen, was man tun kann, um ein solches Problem zu beheben.

Diese Problematik soll in den folgenden Kapiteln aufgegriffen und ausführlich betrachtet werden. Eine Generalüberholung umfasst zwar viel mehr als nur die Reparatur einer Klappe oder eines Polsters, aber die Arbeitsschritte sind im Grunde die gleichen. Was man hier auf die gesamte Klarinette anwendet, kann man auch unabhängig davon auf eine einzelne Klappe anwenden.

Das notwendige Handwerkszeug

Zur Ausführung der bei einer Generalüberholung anfallenden Arbeitsschritte benötigt man selbstverständlich einiges Werkzeug und ein paar andere Hilfsmittel. Je vollständiger die Ausrüstung, desto einfacher und gründlicher lässt sich arbeiten, aber es ist keinesfalls nötig, sich wie ein Instrumentenbauer auszustatten. Viele Arbeiten lassen sich auch mit einfachen Hilfsmitteln aus dem Haushalt durchführen. Folgendes Werkzeug sollte allerdings bei jedem Klarinettisten auf jeden Fall vorhanden sein:

  • Zwei Schraubenzieher, der eine ca. 1,5 mm breit für die Achsen und kleinen Schrauben, der andere ca. 2,4 mm breit, für etwas größere Schrauben
  • Eine Feinmechaniker-Zange, die glatte Backen und eine abgewinkelte Spitze haben sollte, um die Achsen nicht zu beschädigen und sie möglichst gerade und biegungsfrei herausziehen zu können
  • Eine normale Pinzette, vor allem zum Justieren der Korken.
  • Eine Spiritus- oder Öllampe mit einer spitzen Flamme (wie bei einer Kerze) zum Erhitzen der Klappendeckel (eine Kerze geht notfalls auch, hinterlässt aber Rußspuren)
  • Schmirgelpapier in 400er und 600er Körnung zum Abschleifen der Korken
  • Nähmaschinen- oder Waffenöl (Ballistol)
  • Säure- und harzfreies Schmierfett (zum Beispiel Kugellagerfett für Fahrräder)
  • Etwa einen Liter Mandel- oder Paraffinöl aus der Apotheke, zum Einölen des Holzes

Die meisten dieser Artikel bekommt man normalerweise in jedem größeren Baumarkt oder beim Werkzeughändler zu kaufen.

Das nun folgende Zubehör muss man sich allerdings beim Instrumentenbauer besorgen:

  • Ein, oder besser mehrere Klarinetten-Polstersätze, wobei man beim Kauf darauf achten sollte, dass die Polster die richtige Größe haben. Hier sollte der Instrumentenbauer helfen können.
  • Siegellack (Siegelwachs) zum Einkleben der Polster in die Deckel
  • Korkplatten verschiedener Dicke (ca. 0,5 mm bis 4 mm)

Zusätzlich gehören noch die folgenden unentbehrlichen Hilfsmittel dazu:

  • Pattex zum Ankleben der Korken
  • Wattestäbchen zum Säubern der Tonlöcher
  • Küchenkrepp oder Tempotaschentücher
  • Ein oder mehrere Baumwolltaschentücher
  • Ein Silberputztuch
  • Ein scharfes Messer
  • Eine neue Rasierklinge
  • Einige alte oder unbrauchbare Rohrblätter

Diese Grundausstattung ist ausreichend, um die nun folgenden notwendigen Arbeitsschritte ausführen zu können.

Die Demontage

Die ersten Arbeitsschritte bestehen im Abbauen sämtlicher Klappen. Dies ist notwendig, um anschließend die Bohrung und die Tonlöcher ungehindert säubern und ölen zu können. Außerdem lassen sich die Klappen nur in abmontiertem Zustand polieren und die Polster austauschen.

Zur Demontage der Klappen benutzt man die beiden Schraubenzieher und die Feinmechaniker-Zange. Mit dem kleineren Schraubenzieher löst man die Achsen der axial gelagerten Klappen, zieht sie anschließend mit der Zange aus der Klappe und den Böcken heraus und kann nun die betreffende Klappe vom Korpus abnehmen.

Bei den durch Spitzschrauben gelagerten Klappen dreht man an beiden Enden die Schrauben aus den Böcken heraus und nimmt die jeweilige Klappe ab. Bei manchen Kappen genügt es auch, nur eine der beiden Schrauben zu entfernen. Der Verlust oder die Verwechslung von Schrauben und Achsen lässt sich am einfachsten vermeiden, indem man die Schrauben gleich wieder in die Böcke einsetzt, aus denen sie gelöst wurden und die Achsen in die zugehörigen Klappen steckt.

Bei der Demontage sollte man sich unbedingt die Reihenfolge merken, in der man die Klappen löst und diese Reihenfolge beim Zusammenbauen in umgekehrter Abfolge beibehalten, damit es bei der späteren Montage keine Schwierigkeiten gibt. Einige Klappen lassen sich nämlich nachträglich nicht mehr anbringen, wenn eine andere schon montiert ist. Um Verwechslungen zu vermeiden legt man die Klappen am besten der Reihe nach auf ein Stück Zeitungs- oder Küchenpapier.

Die Demontage des Oberstücks könnte wie folgt vorgenommen werden:

  1. Duodezimklappe
  2. gis'-Klappe
  3. a'-Klappe
  4. die seitlichen Trillerklappen
  5. cis'-Klappe
  6. die Ringklappen
  7. die Alternativklappen für f' und es'

Beim Unterstück sähe eine mögliche Reihenfolge so aus:

  1. die seitlichen Klappen der Oehler-Mechanik (auch Gabel-f-Mechanik genannt)
  2. die f/c''-Klappe (nur die untere Spitzschraube lösen und die Klappe vorsichtig abnehmen)
  3. die cis'-Trillerklappe
  4. der e/h'-Klappendeckel
  5. die Langstielklappen für e/h' und fis/cis''
  6. die seitlichen Zusatzhebel für b/f'' und gis/dis'
  7. die b/f'-Klappe,
  8. die Verbindung zur Tief-e-Verbesserung
  9. die Tief-f-Verbesserung
  10. die Oehler-Mechanik
  11. die gis/dis''-Klappe

Beim Demontieren der Oehler-Mechanik kann es zu Problemen kommen. Lässt sie sich nach Entfernung der oberen Spitzschraube und vorsichtiges Bewegen nicht aus der Halterung nehmen, muss man versuchen, zuerst die Achse der verbliebenen gis/dis''-Klappe (an die man mit dem Schraubenzieher nur schlecht herankommt) zu entfernen und die Klappe abzunehmen. Die Entfernung der zweiten Spitzschraube der Oehler-Mechanik ist dann kein Problem mehr. Man kann eventuell auch versuchen, diese zweite Spitzschraube bei noch montierter gis/dis''-Klappe zu lösen, aber auch das ist schwierig.

Jetzt hat man den Korpus ohne die Klappen in der Hand und kann zum nächsten Schritt übergehen.

Säubern und Ölen der Bohrung und der Tonlöcher

Nachdem nun alle Klappen abgenommen sind, hat man den bloßen Holzkorpus mit den eingeschraubten Böcken in der Hand. Die Tonlöcher sind frei zugänglich und man kann nun daran gehen, die Schmutz- und Kalkablagerungen in denselben vorsichtig zu entfernen. In jedem Fall sollte man jegliche Beschädigung der Innenbohrung und der Tonlöcher tunlichst vermeiden. Eine solche Beschädigung kann die Qualität des Instrumentes stark beeinträchtigen.

Es ist manchmal überraschend, wieviel Schmutz sich im Laufe der Zeit in einem Tonloch ansammeln kann. Die Rückstände aus dem Kondenswasser und feine Talgteilchen von den Fingerkuppen verbinden sich mit Staubpartikeln und kleinen Fasern des Durchziehwischers zu einer festen Masse, die sich im Inneren der Bohrungen absetzt. Diese Ablagerungen, die die Innenbohrung eines Tonloches teilweise deutlich verkleinern, haben natürlich direkte Auswirkungen auf die Tonhöhe und die Rauschfreiheit eines Tones oder sogar mehrerer Töne. Daher ist es für die Aufrechterhaltung einer sauberen Intonation und tonlicher Ausgeglichenheit des Instrumentes unerlässlich, diese Ablagerungen von Zeit zu Zeit zu entfernen. Dies kann im Zuge einer Generalüberholung geschehen, kann aber im Einzelfall auch unabhängig davon durchgeführt werden. Besonders anfällig ist in diesem Zusammenhang die Überblashülse der Duodezimklappe, die man durchaus auch zwischendurch in regelmäßigen Abständen reinigen sollte.

Die Frage ist nun, wie man die teilweise doch recht hartnäckigen Ablagerungen am besten aus den Löchern entfernt. Eine Möglichkeit ist, den Korpus in Öl einzuweichen und dann die Tonlöcher mit Druckluft frei zu blasen. Dazu benötigt man allerdings einen Kompressor, den sicher nicht jeder zur Hand hat. Zudem können durch zu hohen Druck ebenfalls ungewollte Beschädigungen auftreten.

Eine andere Lösung ist die Verwendung von Wattestäbchen. Man kann zu Beispiel ein Ende mit Speichel anfeuchten und damit das Tonloch reinigen. Dies hat den Vorteil, dass sich auch Ablagerungen lösen, die vom Öl nicht gelöst werden. Ein ähnlicher Effekt lässt sich erzielen, wenn man direkt nach längerem Üben die Klappen abnimmt und die von Kondenswasser noch feuchten Tonlöcher mit Wattestäbchen reinigt. Mit dem Einölen sollte man dann allerdings warten, bis der Korpus völlig ausgetrocknet ist, am besten bis zum nächsten Tag.

Ist nun ein Tonloch feucht gereinigt worden, wird es noch mit dem trockenen Ende des Stäbchens nachbearbeite und getrocknet. Anschließend leuchtet man mit einer Taschenlampe in die Bohrung und überprüft, ob die Ablagerungen vollständig beseitigt sind oder ob der Vorgang wiederholt werden muss. Außerdem sollte man darauf achten, dass keine Wattereste im Tonloch zurückbleiben.

Bei ganz hartnäckigem Schmutz lässt sich ein altes Rohrblatt als Schaber gebrauchen. Man spaltet es in der Mitte (je nach Größe des Loches) und schabt mit einer Kante vorsichtig die übriggebliebenen Schmutzreste ab. Bei den kleinen Tonlöchern, in die man nicht mit dem Wattestäbchen hineinkommt, muss man es eventuell mit einem kleinen Stück Küchenpapier versuchen, das man um einen Rohrblattsplitter oder einen anderen dünnen Gegenstand, etwa einen Zahnstocher, wickelt und damit die Bohrung vorsichtig ausschabt.

Sind alle Tonlöcher auf diese Art bearbeitet, kommt das Einölen an die Reihe. Es dient zur Pflege und Konservierung des Holzes, macht es wasserabweisend und vermindert die Gefahr eines Risses. Man verwendet gewöhnlich Paraffinöl oder Mandelöl. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Eine davon ist, den Korpus vollständig in Öl zu legen und zwei bis drei Tage darin liegen zu lassen. Dazu braucht man allerdings ziemlich viel Öl und ein geeignetes Gefäß. Außerdem ist es hinterher schwierig, die Ölrückstände auf der Außenseite, zwischen den Böcken und in den äußeren Bereichen der Tonlöcher restlos zu entfernen.

Einfacher ist es, die Innenbohrung mit einem ölgetränkten Lappen gut einzuölen und die Tonlöcher mit einem ölgetränkten Wattestäbchen ebenso zu behandeln. Da das Holz das Öl teilweise aufsaugt, sollte man von Zeit zu Zeit nachölen. Nach ca. zwei Tagen ist das Holz soweit getränkt, dass das überschüssige Öl aus der Bohrung und den Löchern entfernt werden kann. Mit der Montage der Klappen sollte man aber noch ein bis zwei Tage warten, bis die letzten Ölrückstände eingezogen sind.

In der Zwischenzeit kann man mit der Bearbeitung der abgeschraubten Klappen fortfahren.

Säubern und Polieren der Klappen

Während nun nach den vorangegangenen Arbeitsschritten der Korpus eingeölt ist und erst einmal ruhen muss, kann man sich die abgenommenen Klappen und die Achsen vornehmen.

Auch hier besteht Reinigungsbedarf. Das Öl der Mechanik hat sich mit feinem Metallabrieb und Staub verbunden und in eine schwarze, zähe Masse verwandelt, die entfernt werden muss. Außerdem korrodieren die Klappen, obwohl sie aus dem sehr beständigen Neusilber gefertigt sind, im Laufe der Zeit und sollten ab und zu poliert werden. Zum Reinigen der Klappen und Achsen eignet sich ein weiches Baumwolltaschentuch. Hiermit entfernt man die Fettrückstände sowie Staub und anderen Schmutz, der sich angesammelt hat.

Bevor man danach die Klappen mit einem Silberputztuch auf Hochglanz poliert, sollte man sich die Dämpfungskorken einmal genauer ansehen. Meistens ist es nämlich nicht notwendig, alle Korken auszutauschen, sondern es genügt, die schadhaften, abgenutzten, eingedrückten oder ausgehärteten Korkplättchen zu erneuern. Eine Reihe von Korken ist oftmals noch in Ordnung, so dass man sie nicht auswechseln muss. Da viele davon nicht sehr großflächig angeklebt sind, ist beim Polieren jener Klappen, an denen nichts erneuert werden soll, Vorsicht geboten, da man sonst die Korkplättchen aus Versehen abreißen kann. Die auszutauschenden Korken lassen sich mit der Hand oder einem stumpfen Messer von der Klappe entfernen, worauf man diese dann ohne übergroße Vorsicht polieren kann, bis das Ergebnis zufriedenstellend ist.

Nun zu den Blattfedern, die bei einer Reihe von Klappen an der Unterseite befestigt sind. Diese sollten beim Polieren auf keinen Fall beschädigt oder unkontrolliert verbogen werden. Man kann sehr wohl die Federspannung durch geringfügiges Biegen vergrößern oder verkleinern (näheres hierzu im Kapitel Montage und Feinabstimmung). Aber dies darf nie unkontrolliert geschehen, da sonst beim Zurückbiegen die Gefahr eines Federbruchs besteht.

Die Kontaktstelle der Feder mit der Klappe und ihre Halterungsschraube ist relativ korrosionsanfällig. Daher empfiehlt es sich, diese Schraube leicht anzulösen und mit einem säure- und harzfreien Schmiermittel (z.B. Nähmaschinen- oder Waffenöl) zu konservieren. Bei stärkerer Korrosion sollte man die Feder abnehmen und den Korrosionsansatz entfernen.

Das Polieren lässt sich auch mittels einer Polierscheibe und einer Bohrmaschine durchführen. Hierzu braucht man eine Bohrmaschine mit Halterung und eine dazu passende Polierscheibe mit Politur (erhältlich in jedem Bau- und Heimwerkermarkt). Nun lässt man die Maschine mit relativ niedriger laufen, bringt die Politur auf die sich drehende Scheibe auf und poliert dann die Klappen. Allerdings ist bei diesem Verfahren die Gefahr einer Beschädigung der Klappe und der Federn größer, und Korkplättchen überstehen eine derartige Behandlung nur selten.

Ist man dann mit dem Ergebnis der Politur zufrieden, kann man daran gehen, die Polster zu erneuern.

Das Polstern

Hier kommen wir nun zu einem zentralen Problem der Klarinette. Die Polster sind der empfindlichste Teil der Klarinettenmechanik. Von ihrer Beschaffenheit und Dichtheit hängt die einwandfreie Funktion des Instrumentes ab. Die meisten Polster härten mit der Zeit durch den ständigen Wechsel zwischen feucht und trocken sowie durch die Flächenpressung am Tonlochrand aus. Die Folge ist ein erhöhtes Geräusch beim Schließen der Klappe und Verlust der Dichtheit. Daher müssen die Polster in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden.

Die Auswahl der Polster, das verwendete Material und die sorgfältige Anpassung an das Tonloch haben einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität des gesamten Instrumentes. Die Materialwahl beim Aussuchen der richtigen Polster hat zum Beispiel eine oft unterschätzte Wirkung auf die Klangeigenschaften, die Klangfarbe und Ausgeglichenheit einer Klarinette. Daher sollte man bei der Wahl der Polster einige Dinge berücksichtigen.

Im Wesentlichen sind mir vier zur Zeit gängige Polstertypen bekannt, auf deren Eigenschaften ich im Folgenden kurz eingehen möchte:

  • Das herkömmliche Lederpolster

    Das herkömmliche Lederpolster ist am einfachsten anzubringen und verhältnismäßig stabil. Da sich der Rand des Tonlochs leicht eindrücken kann, hat das Lederpolster gute Dichtungseigenschaften. Dagegen sind seine Resonanzeigenschaften nicht besonders gut. Es führt zu einer gewissen Dämpfung der Schwingung und somit zu mehr Blaswiderstand. Dies kann allerdings bei Instrumenten, die an sich sehr wenig Widerstand haben, durchaus eine positive Veränderung herbeiführen. Leder ist zwar weitgehend wasserabweisend, nimmt aber trotzdem Feuchtigkeit auf und härtet mit der Zeit aus. Außerdem kann es aufquellen und dann seine Dichtheit verlieren. Allerdings lassen sich mit hochwertigen, fein strukturierten Lederpolstern durchaus sehr gute Ergebnisse erzielen.

  • Das silikonbeschichtete Lederpolster

    Das beschichtete Lederpolster hat durch die Silikon-Beschichtung bessere Resonanzeigenschaften und ist wohl die zurzeit beste Lösung. Es verbindet die Dichtungseigenschaften des Lederpolsters (auch hier hinterlässt der Rand des Tonlochs einen Abdruck) mit den guten Reflektions- und Resonanzeigenschaften eines Silikon-Polsters. Es ist relativ beständig und muss nicht so häufig erneuert werden, da die Beschichtung eine Feuchtigkeitsaufnahme verhindert. Allerdings kann es aufgrund dieser Beschichtung ab und zu am Tonlochrand festkleben und ist daher für offene Klappen (speziell für die Oehler-Mechanik und die h- und c-Klappen) weniger zu empfehlen.

  • Das Voll-Silikonpolster

    Das Voll-Silikonpolster ist extrem langlebig und wartungsarm. Es kann problemlos mehrere Jahre benutzt werden, ohne dass es sich merklich verändert. Seine Resonanzeigenschaften sind sehr gut, was sich aber nicht in jedem Fall positiv auswirkt. Ist die Klarinette beispielsweise gänzlich damit gepolstert, wird der natürliche Widerstand des Instrumentes ungünstig beeinflusst und der Klang wird etwas offen und schrill. Das schwierigste Problem ist allerdings die Dichtheit. Der Tonlochrand kann sich praktisch nicht in das Polster eindrücken und daher muss dieses hundertprozentig genau angepasst sein, um gut abzudichten. Dies erfordert viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Daher dürfte die Verwendung des Voll-Silikonpolsters für den wenig geübten Laien problematisch sein.

  • Das Kunststoffpolster

    Das Kunststoffpolster ist die neueste Errungenschaft. Es hat im Wesentlichen die gleichen Eigenschaften wie das Silikonpolster, drückt sich aber doch etwas ein und klebt nicht. Daher eignet es sich besonders für die Oehler-Mechanik und die erwähnten Klappen für h und c.

Aus meiner Erfahrung mit verschiedenen Polsterstoffen würde ich empfehlen, die Klarinette im Wesentlichen mit beschichteten Lederpolstern oder mit hochwertigen normalen Lederpolstern zu versehen, mit Ausnahme der erwähnten Problemklappen (Oehler-Mechanik, e/h' und f/c''-Klappen, sowie eventuell weitere offene Klappen). Hier kann man entweder Silikonpolster oder Kunststoffpolster verwenden. Es lohnt sich aber unter Umständen, verschiedene Polstertypen miteinander zu kombinieren, da unterschiedliche Polsteranordnungen oft zu frappierenden Klangunterschieden führen können.

Hat man sich für eine Version entschieden, geht es daran, die Polster in die Klappendeckel einzupassen. Zunächst muss man den Klappendeckel über der Spirituslampe erhitzen bis sich der Siegellack verflüssigt und man dann das alte Polster entfernen kann. Daraufhin gibt man kleine, frische Siegellacksplitter in den heißen Deckel, bis er etwa zur Hälfte mit flüssigem Siegelwachs gefüllt ist. Nun nimmt man das zu diesem Deckel passende Polster und drückt es leicht in den Klappenkopf.

Der Siegellack bleibt noch eine kurze Zeit formbar, so dass man das Polster mit einer flachen Metallzunge oder einem Rohrblatt waagrecht zum Deckelrand ausrichten kann. Dabei sollte man nicht zu fest aufdrücken, damit das Polster nicht im Deckel verkantet. Ist dann der Deckel erkaltet, verfestigt sich der Siegellack und das Polster bleibt in seiner Position.

Das Anbringen der Dämpfungskorken

Für die Dämpfungskorken gilt im Grunde dasselbe wie für die Polster. Auch sie härten mit der Zeit aus, werden eingedrückt oder lösen sich aus ihrer Position. Ohne sorgfältige Abstimmung und Instandhaltung der Dämpfungskorken ist eine einwandfreie und geräuscharme Funktionsweise der Mechanik nicht zu gewährleisten. Wie die Polster lassen sich auch die Dämpfungskorken am besten in abmontiertem Zustand an den Klappen anbringen. Ich habe an anderer Stelle schon erwähnt, dass unter Umständen nicht alle Korken erneuert werden müssen. Aber bei einer Reihe von Klappen, vor allem denen mit sehr dünnen Korken, ist es normalerweise unumgänglich.

Sofern man die Feinabstimmung einer Klappe nicht bewusst verändern möchte, ist bei der Erneuerung des Korkens darauf zu achten, dass der neue Kork in etwa die gleiche Dicke und die gleiche Form und Größe hat, wie der alte Dämpfungskork. Man bestreicht nun eine Ecke einer Korkplatte der gewünschten Dicke mit Pattex und lässt sie kurz antrocknen. Dann säubert man die Stelle der Klappe, an der der Kork angebracht werden soll, mit Reinigungsbenzin und bringt auch hier etwas Pattex auf. Wenn die beiden Klebeflächen trocken sind, schneidet man aus der vorbereiteten Korkplatte mit der Rasierklinge ein Stück in der gewünschten Form aus, und presst es kurz, aber fest auf die Klebfläche an der Klappe. Sollte der Kork daraufhin nicht halten, muss man den Vorgang wiederholen.

Bei solchen Klappen, die mit Stellschrauben zur Feinjustierung versehen sind, ist darauf zu achten, dass die Spitze der Stellschraube nicht aus der Klebfläche herausragt und der neue Korken plan aufliegt.

Hat man auf diese Weise alle Klappen bearbeitet, können die neu gepolsterten und gekorkten Klappen nach und nach wieder an den Korpus montiert und die Feinabstimmung durchgeführt werden.

Montage und Feinabstimmung

Montage und Feinabstimmung gehören zum schwierigsten und zeitaufwendigsten Teil der Generalüberholung. Es erfordert einige Geduld und Fingerspitzengefühl, um aus den bearbeiteten Einzelteilen wieder eine gut funktionierende Klarinette zusammen zu fügen.

Zuerst müssen die gereinigten Klappen und Achsen neu gefettet werden. Es empfiehlt sich, gerade bei etwas älteren Instrumenten, ein relativ viskoses (dickflüssiges) Fett zu benutzen, um Geräusche von eventuell schon leicht ausgeschlagenen Klappen zu dämpfen. Am einfachsten zu bekommen ist Kugellagerfett für Fahrräder, aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Sollte die ein oder andere Klappe aufgrund der Viskosität des Schmiermittels nicht mehr schnell genug repetieren, lässt sich dies mit einem Tropfen Nähmaschinen- oder Waffenöl beheben.

Die Reihenfolge der Montage ist im Normalfall die Umgekehrte wie bei der Demontage. Wichtig ist vor allem, dass beim Oberstück zuerst die beiden normalen Klappen für f' und es' angebracht werden, und beim Unterstück zuerst die es-Klappe und die Oehler-Mechanik. Außerdem ist beim Anbringen der seitlichen Langstielklappen für e und fis darauf zu achten, dass die Zusatzheber für f und es für den kleinen Finger der linken Hand gleich mitmontiert werden, da dies später nicht mehr möglich ist.

Wichtig ist nun vor allem die Feinabstimmung der neuen Polster, die man ja schon vorläufig in die Klappendeckel eingepasst hat. Im ersten Schritt montiert man die jeweilige Klappe an ihre vorgegebene Position und überprüft mit einem dreieckigen Stück Zigarettenpapier ihre Dichtheit. Dazu schiebt man die Spitze des Papiers bei geöffneter Klappe über den Rand des Tonloches, schließt die Klappe und versucht dann bei geschlossener Klappe das eingeklemmte Zigarettenpapier langsam herauszuziehen. Spürt man dabei einen merklichen Widerstand, so ist dieser Teil des Polsters dicht. Auf diese Weise überprüft man nun rundherum das ganze Polster.

Häufig deckt zunächst eine Seite gut, während an der gegenüberliegenden Seite das Papier kaum oder gar nicht festgehalten wird. Dies deutet darauf hin, dass das Polster schief sitzt und an einer Seite undicht ist. Ist der Unterschied groß, muss man die Klappe wieder abnehmen, den Klappendeckel erneut erhitzen und das Polster mit einem flachen Gegenstand (Metallzunge, Rohrblatt oder ähnliches) zurechtrücken, so dass die gut deckende Seite etwas weiter in den Deckel gedrückt wird, beziehungsweise die nicht so gut deckende Seite etwas heraus kommt. Anschließend schraubt man die Klappe wieder an und überprüft ihre Dichtheit erneut auf die gleiche Weise, wie vorher.

Ist das Polster nur geringfügig schief, muss die Klappe nicht unbedingt abmontiert werden. Man kann den Klappendeckel mit einem Feuerzeug vorsichtig in montiertem Zustand erhitzen und dann das Polster an Ort und Stelle zurechtrücken. Dabei sollte man die betreffende Klappe öffnen und die Klarinette so halten, dass die Haupthitze der Flamme zwar den Klappenkopf erreicht, nicht aber das Holz, sondern am Korpus vorbei aufsteigt. Die Klappe darf auch nicht zu stark erwärmt werden, da sonst der Siegellack anfängt zu kochen und das Polster regelrecht aus dem Klappendeckel herauskocht.

Gewöhnlich reicht es aus, die Klappe nur so weit zu erwärmen, bis der Siegellack anfängt, flüssig zu werden und sie dann ganz normal, wie beim Spielen, zuzudrücken, so dass sich das Polster von selbst dem Loch anpasst. Kommt man trotz intensiver Bemühungen bei einem Polster nicht zu einem befriedigenden Dichtungsergebnis, sollte man eventuell noch einmal ein neues Polster verwenden, da sich die Polster bei häufigem Erhitzen und Abkühlen verziehen können, und dadurch nicht mehr korrekt abdichten.

In dieser Art und Weise verfährt man mit sämtlichen Polstern, bis jedes für sich gut abdichtet. Der nächste Schritt besteht darin, die kombinierten Klappen aufeinander abzustimmen. Überall dort, wo mehrere Klappen gleichzeitig gekoppelt sind und synchron bedient werden, müssen sie genau koordiniert sein. Diese Koordination geschieht mittels der Dämpfungskorken.

Die problematischsten Stellen sind die Oehler-Mechanik, die beiden f/c''-Klappen sowie die e/h'-fis/cis''-Trillerverbindung. Bei der Oehler-Mechanik müssen die beiden seitlichen Klappen und die Klappe unter dem Mittelfinger genau gleichzeitig und gleich gut schließen. Um dies zu gewährleisten, stimmt man zunächst die beiden Seitenklappen aufeinander ab, indem man wieder mittels Zigarettenpapiers die Dichtheit überprüft. Anschließend schleift man mit feinem Schmirgelpapier den Korken der Klappe von beiden, die fester schließt, etwas dünner. Dieser Vorgang muss in ganz kleinen Schritten geschehen und das Ergebnis immer wieder überprüft werden, damit der Kork nicht plötzlich zu dünn wird, und man ein Ungleichgewicht in umgekehrter Richtung bekommt.

Sind dann diese beiden Klappen gleichgeschaltet, wiederholt sich der gleiche Vorgang zwischen den beiden Seitenklappen und der mittleren Klappe. Dabei ist es günstig, wenn der Kork am Griffdeckel der mittleren Klappe etwas dicker ist als nötig, so dass die Mittelklappe etwas früher schließt als die beiden Seitenklappen. Erneut wird nun der Kork behutsam abgeschliffen, bis ein Gleichgewicht zwischen den beteiligten Klappen erreicht ist.

Ist der betreffende Kork schon von Anfang an zu dünn, so dass die Seitenklappen früher schließen, als die Mittelklappe, gibt es die Möglichkeit, durch leichtes Hereindrehen der kleinen Stellschraube am Klappendeckel des Mittelfingers einen Ausgleich zu erzielen. Da die Stellschrauben aber den Dämpfungskork verformen und seine Haltbarkeit verkürzen, ist es ratsamer, die Koordination nicht mit der Stellschraube herzustellen, sondern den zu dünnen Kork durch einen etwas dickeren zu ersetzen und diesen wie oben beschrieben zu bearbeiten. Die Stellschrauben haben eigentlich die Funktion, zwischenzeitlich auftretende Probleme und Veränderungen durch Temperatur- oder Luftfeuchtigkeitsunterschiede auszugleichen, und nicht von vornherein als Abstimmungshilfe benutzt zu werden.

Eine weitere Problemzone sind die beiden Klappen für f/c'' und die Trillerverbindung zur e/h'-Klappe, die den e/h'-fis/cis''-Triller ermöglicht. Auch hier muss man sorgfältig austarieren, dass sowohl die beiden Klappendeckel für f/c'' sowie der e/h'-Deckel und die durch die Trillerverbindung betätigte obere f/c''-Klappe gleich gut abdichten. Entscheidend hierfür sind der Kork an der oberen der beiden f/c''-Klappendeckel und derjenige an der an- und abstellbaren Trillerverbindung. Auch hier gilt die gleiche Vorgehensweise, wie bei der Oehler-Mechanik.

Spezielle Aufmerksamkeit verlangt auch die kleine Tief-f-Verbesserung, die über den Mitnehmer exakt mit der e/h'-Klappe koordiniert werden muss und bei geschlossener Bechermechanik absolut dicht sein sollte.

Des Weiteren müssen die beiden Elemente der Ringklappenmechanik am Oberstück untereinander in Einklang gebracht und mit der Verbindung zur Duodezimklappe koordiniert werden.

Die übrigen Klappen sind weniger problematisch. Da hier keine Klappenkombinationen zu berücksichtigen sind, müssen normalerweise nur wenige der neuen Korken extra angepasst werden. Bei diesen Klappen besteht darüber hinaus die Möglichkeit, durch Variierung der Korkdicke den Öffnungsweg zu vergrößern bzw. zu verkleinern und damit kleine Intonations- oder Rauschprobleme zu korrigieren, sowie manuelle Schwierigkeiten zu glätten. Verdickt man beispielsweise einen Korken, so dass sich die Klappe nicht mehr ganz so weit öffnet wie zuvor, wird der betreffende Ton tiefer und Verschlusszeit und –weg werden kürzer; gleichzeitig aber nimmt auch der Rauschanteil durch die austretende Luft zu. Bei dünnerem Kork wird der Ton dagegen höher und rauschärmer, der Verschlussweg aber wird länger und die Klappe lässt sich nicht mehr so präzise und schnell bedienen. Daher gibt es nur einen relativ kleinen Spielraum für derartige Korrekturen.

Hat man nun all diese Arbeitsschritte sorgfältig durchgeführt und alle Klappen wieder richtig angebracht, kommt der abschließende Dichtheits-Test. Dazu nimmt man zuerst das Oberstück zur Hand (das erfahrungsgemäß nicht so empfindlich ist), hält die drei Fingerlöcher und das untere Ende der Bohrung zu und erzeugt mit der eigenen Luft im Innern einen Überdruck. Bei genauem Hinhören kann man jetzt feststellen, ob noch irgendwo Luft austritt, oder ob das Oberstück tatsächlich dicht ist. Meistens sind hier und da doch noch ein paar kleine Nachbesserungen nötig, aber am Oberstück treten meist keine gravierenden Probleme auf.

Das Unterstück ist in dieser Hinsicht schwieriger zu handhaben. Dort benötigt man zunächst einmal beide Hände, um alle Tonlöcher zu schließen, so dass man das untere Ende mit einem Flaschenkork oder etwas ähnlichem abdichten muss. Beim anschließenden Lufttest ist darauf zu achten, dass sowohl die Oehler-Mechanik als auch die f-Klappe und die e-Klappe ohne größeren Druck seitens des betreffenden Fingers zuverlässig und ohne Luftaustritt schließen. Hier sind meistens noch einige Korrekturen nötig, bevor man ein befriedigendes Ergebnis erzielt.

Die Tief-e-Bechermechanik ist im Grunde genauso zu behandeln, wie alle übrigen Klappen. Bei der Endmontage und Feinabstimmung sollte man allerdings darauf achten, dass die Verbindungsstelle von Stürze und Unterstück richtig eingestellt ist. Die Klappe sollte weder durch einen zu dicken Kork unbeabsichtigt offengehalten werden, noch sollte durch einen zu dünnen Kork die Verbindung Leerlauf haben.

Eine geschmeidige, geläufige Technik hängt auch von einer ausgeglichenen Federung der einzelnen Klappen ab. Jeder Klarinettist hat in dieser Hinsicht andere Bedürfnisse und sollte sein Instrument dementsprechend abstimmen können. Die Veränderung der Federspannung ist prinzipiell kein unlösbares Problem, wiewohl auch hier einige Vorsicht geboten ist. Die Blattfedern, die an den Klappen selbst befestigt sind, lassen sich recht einfach verändern. Um die Spannung zu erhöhen, muss man ihr freies Ende von der Klappe weg biegen, zur Reduzierung der Spannung das Gegenteil tun.

Bei den Nadelfedern, die in den Böcken befestigt sind, ist es etwas komplizierter. Beim Biegen dieser gehärteten Metallnadeln darf man nur vorsichtig und nicht in der Nähe der Halterungsstelle in den Böcken vorgehen. Sonst besteht Bruchgefahr. Zur Erhöhung der Federspannung muss man die Auslenkung der Federspitze von der Geraden verstärken, zur Reduzierung der Spannung verringern. Sollte eine Nadelfeder abbrechen, lässt sich der Überrest mit einer Feinmechaniker-Zange rückwärts aus der Halterung schieben. Anschließend ersetzt man die gebrochene Feder durch eine neue Feder in der gleichen Länge. Diese wird mit der Spitze voran durch das kleine Loch am Fuße des zugehörigen Bockes geschoben und mit dem verdickten Ende fest hineingedrückt. Anschließend biegt man die Spitze der neuen Feder in die gleiche Richtung, wie bei der Vorgängerin und verleiht ihr so die nötige Spannung.

Nachwort

Mit dem letzten Arbeitsschritt, der Feinabstimmung, ist nun die Generalüberholung unserer Klarinette abgeschlossen. Bei sorgfältiger Einhaltung aller angesprochenen Details und Arbeitsvorgänge sollte das Instrument nun wieder voll funktionsfähig sein. Falls sich aber trotzdem noch Mängel bemerkbar machen, die sich auch nach eingehender Prüfung nicht beheben lassen, sollte man sich nicht scheuen, doch noch den Instrumentenbauer aufzusuchen. Es könnte sich um ein gravierenderes Problem handeln, das sich eventuell nur von einem Fachmann beheben lässt. Aber normalerweise ist dies bei einem grundsätzlich intakten Instrument nicht notwendig.

Die Klarinette müsste am Ende wieder mehr oder weniger geräuschlos und geschmeidig funktionieren und dem Spieler richtig Freude bereiten. Ich hoffe, ich konnte mit dieser Arbeit einen Beitrag dazu leisten, dass sich der ein oder andere Klarinettist in Zukunft bei Problemen mit seinem Instrument besser zu helfen weiß und einen genaueren Einblick in die Entwicklung und Funktionsweise der Mechanik seiner Klarinette bekommen hat.

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